Freitag, 9. August 2013

Gutedel

Der Gutedel, der in der Schweiz und Frankreich Chasselas heißt, ist die meistangebaute Rebsorte der Schweiz und im Markgräflerland.

Datei:Weintrauben.Weiss.jpg


Der Wein ist oft ein leichter, süffiger, frischer, fruchtbetonter und anregender Weißwein von blassgelber Farbe, der überwiegend trocken – das heißt nicht süß - ausgebaut wird. Er eignet sich als Begleiter zum Essen, beispielsweise zu Spargelgerichten, aber auch als Zechwein.
Bei besten Bedingungen, altem Rebbestand und entsprechender Sorgfalt in Weinbau und Weinbereitung können aus dem Gutedel allerdings auch weit anspruchsvollere Weine entstehen: Mit gelegentlich beeindruckender Mineralität und einer schönen Balance von Frucht und Struktur, vom Grundprinzip einem besseren Weißwein aus dem Burgund nicht unähnlich. Dabei unterscheiden sich die Weine der Westschweiz (Chablais, Dézaley etc.) von denen Badens gelegentlich noch durch den sogenannten biologischen Säureabbau(Malolaktische Gärung), der sie gegenüber den deutschen Vertretern "milder" erscheinen lässt.
Die Trauben des Roten Gutedels ergeben bei einer Maischegärung einen Roséwein, der sich aber ansonsten nicht vom Weißwein unterscheidet.
Datei:Roter Gutedel Lehrensteinsfeld 20080928.jpg


Der Gutedel gilt als eine der ältesten Rebsorten. Es wird häufig kolportiert, der Gutedel solle seinen Ursprung in Ägypten haben, wo er seit rund 5000 Jahren angebaut werde. Mehrere Formen des Gutedels seien noch heute in der Oase Fayyum, rund 70 Kilometer südwestlich von Kairo zu finden. Die Römer sollen die Rebsorte dann nach Europa gebracht haben.
Eine andere Interpretation legt den Ursprung der Rebsorte innerhalb der Region Palästina in das Tal des Jordan.
Die These eines Ursprungs in Ägypten stammt vom französischen Ampelographen Adrien Berget, der die Rebsorte im Jahr 1932 dort wiedererkannt zu haben glaubte. Diese These wurde später von Henry Wuilloud (1947) verteidigt. Erst später entstand die Behauptung, die Sorte sei in Fayyum seit 5000 Jahren bekannt.
Aber die Bepflanzung der königlichen Gärten von Fontainebleau und Thomery boten Anlass für viele Spekulationen. So behauptet Vicomte d'Aulan nach Durchsicht von Unterlagen der französischen Botschaft in Konstantinopel, ein französischer Diplomat im Dienste von König Franz I.habe Gutedel-Sämlinge im Jahr 1532 nach Frankreich importiert. Diese Unterlagen wurden jedoch bislang nicht mehr aufgefunden. Zudem scheint die Rolle von Franz I. bei der Verbreitung des Gutedels verfälscht, da die Rebpflanzungen in den königlichen Gewächshäuser erst im späten 17. Jahrhundert angelegt wurden.
Eine umfangreiche DNA-Analyse konnte einen Hinweis auf eine Verwandtschaft mit Rebsorten aus Ägypten bzw. Palästina nicht finden. Gutedel sei hingegen mit autochthonen Rebsorten des Alpenraums im Osten Frankreichs, der Schweiz sowie dem Norden Italiens verwandt.
Marcel Aeberhard vermutet, dass der Gutedel unter den Namen Gross Fränkisch, Edeldrauben bzw. Lautterdrauben im 1539 erschienenen Das Kreütter Buch, Darinn Underscheidt, Namen vnnd Würckung der Kreutter, Stauden, Hecken vnnd Beumen, sampt jhren Früchten, so inn Deutschen Landen wachsen Durch H. Hieronymum Bock auss langwiriger vnd gewisser erfarung beschrieben des pfälzischen Botanikers Hieronymus Bock erwähnt wird Aeberhard begründet dies damit, dass:
  • der Name Edel später im heute geläufigen Gutedel aufging. Der Name Gutedel wird in der 1650 posthum erschienenen Historia Plantarum Universalis des Basler Arztes und Botanikers Johann Bauhin (1541-1612) erwähnt.
  • der Name Lautterdrauben finde sich noch in den bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts geläufigen Synonymen Luter, Wyssluter sowie Gutluter wieder.
Die Bezeichnung Chasselas lässt sich bis auf das Jahr 1654 zurückverfolgen. Nicolas de Bonnefons erwähnt diese Sorte in seinem Werk Les délices de la campagne. Es erscheint als gesichert, dass der Name Chasselas im direkten Zusammenhang mit dem Ort Chasselas steht, wo Sämlinge angebaut wurden.
Unter dem Namen Fendant finden sich Einträge ab dem frühen 18. Jahrhundert; zunächst im Waadtland und erst später im Wallis. Eine größere Verbreitung im Wallis erfuhr die Sorte erst ab 1848.

Verbreitung in Deutschland


Belege für seine Nutzung auf deutschem Boden stammen aus der Zeit zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Der Gutedel wurde zuerst in Württemberg und Franken angepflanzt, ein Jahrhundert später in Sachsen.
Eine größere Verbreitung innerhalb Deutschlands erfuhr der Gutedel erst durch die Aktivitäten des Markgrafen Karl Friedrich von Baden, der 1780 aus Vevey, einer bekannten Weinbaugemeinde am Genfersee, Pflanzgut in die Gegend südlich von Freiburg, dem heutigen Markgräflerland einführte.

Kreuzungen und Neuzüchtungen


Aufgrund seiner frühen Reife und seiner Qualitäten wurde Gutedel gerne als Kreuzungspartner genutzt.
Muskat-Ottonel ist eine Kreuzung aus Gutedel und entweder Muscat précoce de Saumur, Muscat d'Eisenstadt oder Roter Muskateller.
Im Jahr 1927 entstand an der Landesanstalt für Rebenzüchtung in Alzey durch Georg Scheu die Rebsorte Huxelrebe als Kreuzung aus dem Gutedel x Courtillier Musqué.
Nobling ist eine Neuzüchtung, die durch Kreuzung der Rebsorten Gutedel und Silvaner im Jahr 1940 im staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg im Breisgau entstanden ist.
Ab 1968 züchtete man am gleichen Institut die Rebsorte Johanniter als Kreuzung zwischen Riesling x (Seyve Villard 12-481 x (Ruländer x Gutedel)).
Bis vor Kurzem war angenommen worden, dass die Sorte Madeleine Royale ein Sämling des Gutedels ist. Neuere Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass die Madeleine Royale eine Kreuzung des Pinot und Trollinger ist.

Probiertipp

Martin Wassmer Markgräfler Gutedel 2011


Martin Wassmer Markgräfler Gutedel 2011

Der fast weiße Martin Wassmer Markgräfler Gutedel duftet intensiv nach süßen Aprikosen und Mirabellen. Seine Struktur ist leichtfüßg, schlank und frisch. Die Komplexität, die der Weißwein trotzdem vorweist, ist vor allem von einem dichten Apfelduft geprägt.

Am Gaumen wirken besonders Zitrusfrüchte und eine grasige Note. Die knackige Mineralität verbindet sich schön mit der Säure, wirkt zwischenzeitlich sehr anspruchsvoll, geht aber schnell wieder ein harmonisches Spiel mit der vollen Fruchtkraft ein.

Für 6,70 € erhältlich bei Vinexus - Infinity of Wine

Weißweine aus aller Welt

Mittwoch, 7. August 2013

Weingut Battenfeld Spanier, Hohen-Sülzen/ Rheinhessen

Die Wein- und Sektmanufaktur Battenfeld-Spanier liegt in Hohen-Sülzen am südlichsten Punkt von Rheinhessen. Von seinen biologisch bewirtschafteten Weingärten aus kann Hans-Oliver Spanier in die Pfalz schauen. Der 37-jährige hatte das Gut 1991 von seinem Vater geerbt und es Zug um Zug ausgebaut. Sein Freund Heinrich Battenfeld half tüchtig mit, überlässt aber seit längerem Hans Oliver Spanier die Leitung. Es ist erstaunlich, welch rassige, fruchtbetonte Weine Battenfeld Spanier zu erzeugen weiß, völlig ungewöhnlich für den Wonnegau.


Die Auszeichnungen von Battenfeld Spanier
"Eigentlich hätte ich Bauingenieur werden können", sagt Spanier nach Jahren des Um- und Neubauens. Dabei ist er einer der begnadetsten Winzer und Kellermeister Deutschlands. Innerhalb weniger Jahre hat der Ökowinzer mit seinem Weingut Battenfeld-Spanier zur rheinhessischen Spitze aufgeschlossen. So vergab z.B. der Gault Millaut Battenfeld Spanier 3 rote Trauben, d.h. er ist heißer Anwärter auf 4 Trauben, und schreibt über Battenfeld Spanier: "Unberührt von jeder Winzer-Eitelkeit feilt Hans Oliver Spanier kompromisslos an seinem originären Stil mit überwiegend spontan vergorenen Weinen (...) Nach dem Volltreffer 2007 brilliert der Betrieb auch im Jahrgang 2008." Auch Gerhard Eichelmann lobt die Weine von Battenfeld Spanier mit 4 Sternen und schreibt: „Die Großen Gewächse führen eine starke Kollektion mit kraftvollen und reintönigen Weinen ins Feld."


Die großen Lagen von Battenfeld Spanier
Der Frauenberg von Battenfeld Spanier

Etwas nördlich von Hohen-Sülzen liegt die Gemarkung Flörsheim, in der sich die Weinbergslage Frauenberg von Battenfeld Spanier befindet. Es ist eine der wenigen Steillagen der Region. Die Auflage besteht aus Kalkschotter, während der Unterboden der reine Kalkfels ist. Die exponierte Lage und der erhöht liegende Kamm des Frauenbergs fordern den Reben alles ab: zum einen die Hitze der südlichen Ausrichtung, zum anderen die ständig kühlen Winde, die die Trauben wie im Zug stehen lassen. Zusammen mit dem zwar mineralstoffreichen aber extrem kargen Boden, in dem die Rebe sehr tief wurzeln muss, um an Nährstoffe zu gelangen, sind die Voraussetzungen für eine lange und gesunde Vegetationsperiode ideal. Kein Wunder, dass aus dem Frauenberg jedes Jahr die am spätesten gelesenen Trauben aus dem Hause Battenfeld Spanier sind. Hier ist die Ernte erst weit in den November hinein abgeschlossen.




 Das Kirchenstück von Battenfeld Spanier

Das Kirchenstück ist die Paradelage von Battenfeld Spanier in Hohen-Sülzen. Es ist eine sehr alte Weinlage, die bereits vor dem 30jährigen Krieg urkundlich erwähnt ist. Ihr ursprünglicher Name lautete Griebelstein –und dieser lautmalerische Name ist sehr treffend. Denn die Auflage des Kirchenstücks besteht aus weichen, kalkhaltigen Steinen, die man zwischen den Fingern zerreiben kann. Und das ist auch das Geheimnis des Kirchenstücks: die Reben haben eine gute Nährstoffzufuhr, trotzdem der Unterboden extrem kalkhaltig ist. So können die Trauben eine opulente Frucht entwickeln, ohne dabei eindimensional oder aufgesetzt zu wirken. Der Riesling von Battenfeld Spanier aus dem Kirchenstück ist immer der barockester Wein: verspielt, üppig, sinnesfroh. Er kleidet den Mund weich aus, besitzt einen wunderbaren Schmelz und betört mit seinen Fruchtkomponenten.


Hier gibt es ein Interview mit Hans Oliver Spanier:

Hagel zerstört mehrere Tausend Hektar Bordeaux-Weinreben

Nahe Bordeaux hat ein Hagelsturm zahlreiche Weinberge beschädigt, rund hundert Winzer sind von dem Unwetter betroffen. In diesem Jahr wurde in der Region ohnehin ein geringer Ertrag erwartet.

Ein heftiger Hagelsturm hat große Schäden im französischen Weinbaugebiet Bordeaux angerichtet. Insgesamt sind 10.000 Hektar betroffen, von denen mehrere tausend komplett zerstört wurden, wie aus einer ersten Bilanz hervorgeht. "Einige sind nur zu zehn oder 20 Prozent beschädigt, andere vollkommen zerstört", erklärte der örtliche Präsident des Landwirtschaftsverbandes FDSEA, Patrick Vasseur. Auf 4000 bis 5000 Hektar sei das Gebiet durch das Unwetter am Freitag zu 80 Prozent zerstört worden. Das entspreche knapp fünf Prozent der gesamten Anbauregion.

Mehr als 100 Winzer sind den Angaben zufolge betroffen. Die größten Schäden hinterließ der Hagel im Anbaugebiet Entre-deux-Mers etwa 40 Kilometer östlich der Stadt Bordeaux. Das Unwetter schädigt die diesjährige Weinernte, die ohnehin recht gering ausfallen sollte, zusätzlich. Erwartet wurde zuletzt ein Ertrag von 4,5 Millionen Hektolitern. 2012 lag die Ausbeute bei 5,4 Millionen Hektolitern.



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Sonntag, 4. August 2013

Weine von Winzerinnen: Riesling trocken 'East Side' 2012 Weingut Winterling /Pfalz

Wenn Susanne Winterling Sie anstrahlt, dann geht die Sonne auf. So herzlich und sympathisch wie sie ist auch das gesamte Sekt- und Weingut der Familie, das bei vielen Kennern und Genießern schon lange als Geheimtipp gehandelt wird. Die Schwerpunkte liegen heute bei Riesling und Burgundersorten, die auf zehn Hektar Rebfläche in Weinbergslagen rund um Deidesheim an der Mittelhaardt gepflegt werden, ohne auf chemischen Dünger oder Herbizide zurückzugreifen. "Es gibt keine Philosophie, nur Konsequenz!", so lautet das Anti-Motto der Familie und der Erfolg gibt ihnen Recht: Seit Jahren werden die Winterling-Crémants mit Preisen bedacht und belegen auf Blindverkostungen stets Spitzenplätze. Seit 2011 ist das Weingut mit einer Öko-Kennzeichnung ausgestattet. (Kontrollstelle DE-ÖKO-022)

Der Wein

Der Wein ist nicht etwa an der Berliner East Side Gallery gewachsen, sondern östlich der Weinstraße, auf schweren Böden bei kühlem Klima. Hier herrschen beste Bedingungen für Rasse-Riesling, aber zwei Jahre hintereinander sind die Reben verfroren, da sich in den Senken Kaltluft staut und so im Mai unter 0°C möglich sind. Seit 2012 verwirbelt man mit Helikoptern die Kaltluft im Weinberg und rettet so die Ernte für das reine Trinkvergnügen.

Wunderbarer, knackiger Trink-Riesling aus der Pfalz; ein Leckerschmecker. Wenn Frische, Frucht und Spiel dich so um den Finger wickeln, dann muss es Winterling sein.

Dass Sie diesen knackigen Pfälzer trinken können, verdanken Sie zu großen Teilen sechs Hubschraubern. Die Geschichte erzählt sich wie folgt: Schon im Vorjahr mussten die Winterlinger große Schäden durch Frost verschmerzen, über 70% der Weinberge hatten keine Erträge eingebracht. Als im Mai eine große Kältewelle heranrollte, wollten Susanne und ihre Mannen nicht wieder hilflos zuschauen wie die jungen Triebe erfrieren. Als die Temperaturen unter Null sackten, begannen die zur Hilfe gerufenen Hubschrauber ihr Werk und drehten dicht über den Weinbergen ihre Kreise um die Luft zu bewegen. Von -3°C stieg die Temperatur wieder auf +1°C, die Ernte war bis auf wenige leichte Schäden gerettet! Lange Präambel, nun zum Wein. Der ist an sich viel leichter und prägnanter zu beschreiben: Es ist ein Pfalz-Riesling, wie er im Buche steht. Sehr saftig und reintönig, mit anregender Kernfrucht-Aromatik und knackiger Säure. Dazu gesellt sich ein feiner Hauch Würze und das gewisse, spielerische, leich cremige Etwas. Sehr beschwingt und toll im Sommer zu trinken. Wir sind froh, dass er uns trotz Frost erhalten geblieben ist, wir trinken ein Glas auf die Hubschrauberpiloten, der Einsatz hat sich gelohnt!

Winterling Riesling trocken 'East Side' 2012

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Interview mit Susanne Winterling

Susanne, uns interessiert zu aller erst: Was muss man mitbringen, um pfälzische Weinkönigin zu werden?

„Abgesehen von einer besonderen Affinität zum Wein, sollte man nebenbei auch trinkfest, unerschrocken und authentisch sein. Spätestens wenn man dann in Amt und Würden unterwegs ist, für Termine sich jedes Mal zu fremden Orten mit unbekannten Menschen begibt, lernt man was es heißt: Wein verbindet.“

Deine Eltern gründeten Winterling als Sektkellerei. Wie willst Du das Unternehmen in der Zukunft aufstellen?

„Welch eine schwierige Frage… Sicher ist ja eines: Wir wollen immer weiter feilen, an den Feinheiten der Weinbereitung, nie langweilige Gewächse in der Flasche haben, das Unternehmen soll wachsen und gedeihen, sodass jeder Tag mit den flüssigen Winterlingen ein Erlebnis ist und das für jeden, der kostet.“

Du führst Winterling gemeinsam mit Deinem Bruder. Was machen WinzerInnen anders als Winzer? Gibt es da überhaupt Unterschiede? Wer setzt bei Euch seinen Kopf durch?

„Wahrscheinlich würde die Frage auf das gleiche heraus kommen, wenn man sie als „Was macht Frau anders als Mann?“ formulieren würde… Ganz klar weiß ich: Mein Bruder kommt schneller zum Punkt, kann Sachen nüchterner und präziser ausdrücken. Bei mir sind dann viele Schnörkel am Werk, liebliche Begrifflichkeiten für Weinbeschreibungen, beispielsweise (wie Sebastian sagen würde: schnulzige). Aber wichtig ist, beim „großen und ganzen Ziel“ sind wir uns einig, wir wissen, wo wir hin wollen! Tja, und am Ende ist es bei dem Winzervolk auch nicht anders wie im wahren Leben: Die Frau setzt sich
durch…“

Wie teilt ihr die Arbeit bei euch auf?

„Auch wenn ich es liebe in die Weinberge zu gehen und dort zu arbeiten: Von dieser Liebe alleine wird die saisonal rasante Vegetation bis zur Weinlese nicht geschafft. Schade eigentlich (lacht). Mein Bruder kümmert sich um das Rebenmeer und die Flüssigkeiten im Keller. Probiert, diskutiert und Ideen gesponnen, das passiert immer gemeinsam an einem Tisch.“

Welche Geschichte versteckt sich hinter eurem Geliebten Gretchen? Wie seid ihr auf die Idee gekommen? Was macht diesen Schaumwein anders als die anderen?

„Das Geliebte Gretchen ist eine echte Herzenssache. Außerdem natürlich der Beweis, dass es auch in Deutschland solche Spitzenprodukte geben kann. Aber eben nur, wenn man bedingungslos darauf hin arbeitet. Soll ein Sektgrundwein im Barrique reifen, braucht es dazu mehr als bestes Lesematerial. Feinste Trauben, mit der Hand geerntet und ausselektiert. Das sind 70% Spätburgunder und 30% Schwarzriesling. Ein Blanc de Noirs, der keine Fragen mehr offen lässt.
Das Gretchen ist ein Nachtschwärmer, wie der Name auch schon sagt: Die Perle im Mondschein. Es war weniger eine Idee, als der Drang danach, der Kreativität gepaart mit dem ganzen Können freien Lauf zu lassen. Hier waren ausschließlich neue Barriques mit im Spiel. Natürlich muss so einem speziellen Kind dann auch ein Name gegeben werden (möglichst deutscher als deutsch). Orientiert haben wir uns an Goethes „Faust“ und seinem jungfräulichen Gretchen. Zart besaitet sind diese Flaschen allerdings nicht, hier ist ein Vollblutweib versteckt. Jede Flasche ist ein Unikat: Handbeschriftet verbirgt sich hinter jeder Pulle eine kleine Flaschenpost, die die Gretchenfrage in ein völlig neues Licht stellt.“

Das ‘Gretchen’ ist optisch ein Hammer, jede Flasche handbeschriftet! Aber auch eure anderen Weine sind toll anzusehen und immer wiederzuerkennen. Was inspiriert euch beim Design?

„Schön, wenn das Design auffällt! Hier haben wir Winterlinge auch wirklich keine Kosten und Mühen gescheut. 2008, mein ältester Bruder, der mittlerweile seine Brötchen auf Mallorca verdient, war ein Jahr bei uns mit am Werk und schaute sich intensiv nach einem geeigneten Designer um, der zeitlos und neuartig unsere flüssigen Winterlinge in Bild umwandeln kann. Wer und Wo spielte keine Rolle. Über das Internet ist er auf eine interessante Frau namens Louise Fili gestoßen. An Ihren bisherigen Arbeiten konnte man sehen: Das hier ist handgemacht, hier steckt viel Liebe im Detail. So wie bei unserem Produkten.
Dass sich Louise in New York befindet, war dabei dann wirklich nebensächlich (lacht). Etliche Mails und viele Flüge in die USA später bekamen wir im Spätjahr 2010 unser neues Winterling Outfit. Trotz der Distanz ist das Etikett gemeinsam entstanden und gewachsen. Die Optik unserer Weine ist uns so wichtig, wie die Weine selbst. Wir haben kein altes Wappen, keine Jahrhunderte lange Tradition. Bei uns ist es eine junge Beständigkeit, die sich seit gut 30 Jahren ihren Weg ebnet.“

Ihr produziert erfolgreich Wein und Sekt - was trinkst Du am liebsten? Und bei welchem Anlass? Hast Du einen Lieblingswein?

„Faszinierend für mich ist, dass es ein besonderer und guter Wein schafft, auch einen alltäglichen Anlass unvergessen zu machen. Das kann ein geniales Essen sein, ein kleiner Picknickausflug oder eine beschauliche Runde mit Freunden. Gib mir dazu einen eisgekühlten Riesling wie den East Side, einer der spannend ist, der lebt, dann bin ich glücklich.“


Freitag, 2. August 2013

Freinsheimer Talent-Schuppen: Steffen und Andreas Rings

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Ihren "Urknall" erlebten die Brüder im Jahr 2006 mit einem 2. Rang beim Deutschen Rotweinpreis des Magazins Vinum mit der Sorte St. Lauren und einer weiteren Top-Platzierung mit einer Cuvée

Vor ein paar Jahren gab es eigentlich noch kein richtiges Weingut Rings in Freinsheim. Denn Senior Willi Rings (62) verkaufte überwiegend Fasswein. Dennoch war für die Söhne Andreas (23) und Steffen (31) schon in der Jugend klar, dass sie einmal Winzer werden wollten. Heute gehören die beiden zu den hoffnungsvollsten Nachwuchs-Produzenten der Pfalz. Sie dürfen deshalb bereits beim vorbildlichen Talent-Programm des Verbandes der Prädikatsweingüter (VDP) mitmachen, das künftigen VDP'lern die nötigen Denkanstösse gibt.
Ihren "Urknall" erlebten die Brüder im Jahr 2006 mit einem zweiten Rang beim Deutschen Rotweinpreis des Magazins Vinum mit der Sorte St. Lauren und einer weiteren Top-Platzierung mit einer Cuvée. Die zwei Folgejahre wurde es etwas ruhiger, aber die Umstellung im häuslichen Betrieb schritt voran. Steffen, seit 2000 im Betrieb, erinnert sich: "Der Vater musste erst mal umdenken und erkennen, dass man gezielt Trauben entfernen muss, um die Qualität zu steigern. Heute ist das Ausdünnen für ihn Normalität. Es gibt keinen Diskussionsbedarf mehr." Die Rebfläche wuchs recht schnell von ursprünglich 10 auf inzwischen 18 Hektar. Weil sich die Qualität der Rings-Weine herum sprach, lief vor allem der Gastronomieverkauf gut.


Eine solide Ausbildung wurde beiden zuteil. Steffen lernte im eigenen Betrieb ("die Arbeit machte einfach Spaß"), dann beim Staatsweingut in Neustadt und absolvierte schließlich die Weintechniker-Ausbildung in Bad Kreuznach. Dort drückt derzeit der jüngere Bruder, der beim rheinhessischen Top-Betrieb Wagner-Stempel in Siefersheim lernte, die Schulbank mit dem gleichen Ziel wie der "große Bruder". Im Keller schaffen sie gemeinsam an. Um den Verkauf und das Marketing kümmert sich Andreas Rings. Seit 2008 sind sie gemeinsam Eigentümer des Weingutes; Senior Willi übergab guten Gewissens.
"Wir sehen uns immer noch etwas im Umbruch", meint Steffen. Sie sehen ihre Stärke eigentlich bei den Rotweinen und ließen vor kurzem den nächsten Knaller nach 2006 hoch gehen: Mit der 2005er Cuvée "Das Kreuz" (Cabernet Sauvignon, Merlot, St. Laurent und Cabernet franc) waren sie beim 2009er Rotweinpreis Sieger in der Kategorie Cuvées; mit zwei weiteren Cuvées kamen sie in dieser stark besetzten Gruppe ebenfalls ins Stechen der 15 besten Weine. Nächste Zielsetzung ist es, bei Spätburgunder in die Spitze zu kommen. Und dann ist da noch der Riesling, bei dem das Brüderpaar mit den 2008ern aus dem Kallstadter Saumagen und dem Freinsheimer Winterhalt schon Tropfen vorweisen kann, die reif für ein "Großes Gewächs" wären. "Wir achten auf den Lagencharakter und verzichten ganz bewusst auf Prädikate", erklärt Steffen Rings. Im Preis sind die beiden Rieslingweine schon auf Gewächs-Niveau (17 und 15 Euro), aber das Geld wert. (r.knoll)
Quelle: Yoopress

Weinkatalog 2013

Donnerstag, 1. August 2013

Chefin der Württemberger Weinprüfung ist eine Pfälzerin

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Die junge Magdalena Dreisiebner kann schon 25 Jahre „Berufserfahrung“ vorweisen (Foto: S. Mathias)
DEUTSCHLAND (Weinsberg) - Man sagt den Schwaben gern nach, dass sie konservativ sind und am liebsten unter sich bleiben. So betrachtet ist das, was in der Württembergischen Qualitätsweinprüfung passierte, richtig revolutionär. Hier gibt nicht nur eine junge Frau den Ton an, sie kommt zudem aus dem „Ausland“, aus der Pfalz.
Seit 2010 ist Magdalena Dreisiebner Leiterin der Qualitätsweinprüfung in Württemberg. Sie entscheidet zwar nicht unmittelbar über die Anerkennung oder Ablehnung von Anstellungen als Qualitätswein mit Zuteilung einer Prüfnummer. Aber sie hat Kontrollfunktion, ist für die Zusammensetzung der Prüfergruppen verantwortlich und ist auch unmittelbare Ansprechpartnerin für zornige Weingärtner, die mit einem Ablehnungsbescheid konfrontiert wurden und überhaupt nicht akzeptieren wollen, dass ihrem Wein ein Böckser, Mäuseln, Oxidation, UTA (untypischer Alterungston) oder flüchtige Säure attestiert wurde.
„Solche Fehler gibt es zwar nicht in großer Zahl, aber das sind doch die häufigsten“, plaudert Magdalena Dreisiebner aus der Praxis. Und: „Unsere Problemkinder sind nicht die Genossenschaften oder großen Betriebe. Da gibt es überall geschulte, studierte Oenologen und man kann teilweise schon in einem eigenen Labor Fehlentwicklungen feststellen und korrigieren.“ Schwierigkeiten mit der Qualität haben dagegen nach ihrer Erfahrung mehr die Erzeuger, die für den Eigenbedarf und Buschenschank produzieren und keine Profis im Keller sind.
Ihr Büro hat sie in einem roten Backsteinhaus auf dem Gelände der obersten Weinprüfbehörde in Württemberg, der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg. Die Prüfungen finden 200 Meter weiter im Gebäude des Weinbauverbandes statt. Rund 100 erfahrene und geschulte Verkoster stehen in Dreisiebners Kartei. Gefordert werden sie vor allem im Frühjahr von März bis Mai, wenn die Weine gefüllt sind und dann auch noch mal kurz vor dem Herbst, wenn die Keller für die neue Ernte frei gemacht werden müssen. Meist sind zwei oder drei Gruppen mit jeweils vier Weinnasen aktiv. Während sie probieren, ist es mucksmäuschenstill im Raum, in dem jeder ein eigenes Kabäuschen hat. Nur am Schluss einer Runde gibt es eine kleine, leise Feinabstimmung, ob ein Wein dabei war, der weniger als 1,5 von 5 theoretisch möglichen Punkten bekam und damit abgeschmettert ist. Alles, was bei der Prüfung übrig bleibt, wird in Kunststofftanks gesammelt und später zu Essig umgewandelt, inklusive der Weine, die wegen deutlichem Essigduft (Flüchtige Säure) abgeschmettert wurden.
Auf die Konsumenten kann man solche und andere fehlerhafte Wein nicht loslassen. Kann sein, dass der Erzeuger trotzdem später in Widerspruch geht oder sogar Klage erhebt gegen den Bescheid. Beides ist möglich und zulässig. Die Prüfungsleiterin weiß: „Wenn ein Winzer bei einem merklichen Fehler Glück hat und sehr tolerante Prüfer am Werk sind, dann kann der Wein beim nächsten oder übernächsten Anlauf vielleicht durchrutschen. Wir hatten aber auch schon Fälle von zehn ergebnislosen Einsprüchen. Eine Klage kann nur aussichtsreich sein, wenn uns gravierende Fehler nachgewiesen werden sollten.“
Wie viel Weine scheitern überhaupt bei der Qualitätsweinprüfung und können dann nur mehr als „Deutscher Wein“ verkauft werden? „In der Menge sind das nicht mehr als vielleicht ein Prozent einer Ernte“, schätzt Dreisiebner. Ein gutes Zeichen dafür, dass in Württemberg sorgfältige Kellerwirtschaft betrieben wird. In einigen anderen deutschen Regionen sind die Quoten deutlich höher.
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Magdalena Dreisiebner stellt sich den Herausforderungen (Foto: S. Mathias)
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Magdalena Dreisiebner liebt die Vielfalt ihrer Aufgaben (Foto: M. Dreisiebner)
Es mag überraschen, dass eine junge Frau Chefin der Qualitätsweinprüfung ist. Sie selbst bemängelt, dass es in den Prüfkommissionen zu wenig Frauen gibt („zehn Prozent sind eine niedrige Quote“). Aber die vor wenigen Tagen 33-jährige gebürtige Pfälzerin (geboren in Bad Dürkheim) mit familiären Wurzeln in Österreich („der Papa kam aus der Südsteiermark nach Deutschland und war hier in Rheinhessen und der Pfalz in Weingütern als Außenbetriebsleiter tätig“) kann gewissermaßen 25 Jahre „Berufserfahrung“ vorweisen!
Schon als Achtjährige probierte sie unter Aufsicht des Vaters gründlich und kritisch Pfälzer Gewürztraminer und tippte dabei auf den Sieger eines Wettbewerbs. „Alles gespuckt, wie es der Papa befahl.“ Weil Wein in der Familie auch ohne eigenen Betrieb eine wichtige Rolle spielte, war der Weg für Magdalena vorgezeichnet. Von 1999 bis 2003 studierte sie in Geisenheim Weinbau und Oenologie. Dann machte sie vier weitere Jahre in Gießen und wieder Geisenheim weiter und schloss schließlich als Master of Science der Weinwirtschaft ab. Zwischendrin erwarb sie das Prüferzertifikat in der Pfalz und wurde gleich zu Obfrau bei der Prämierung bestimmt. Nach über sieben Jahren Studium mit sehr guten Abschlüssen wurde sie Assistentin der Geschäftsleitung im namhaften Pfälzer Weingut Mosbacher in Forst, bekam die Freiheit, an vielen Verkostungen teilzunehmen, leitete Seminare - bis sie im Frühjahr 2010 eine Stellenangebot aus Württemberg entdeckte, sich bewarb und zur eigenen Überraschung den Vorzug vor einigen männlichen Konkurrenten bekam. „Die Pfalz ist meine Heimat, ich hatte einen guten Job, aber ich wollte einfach wieder etwas Neues machen“, erklärt sie den Wechsel.
Neben der Qualitätsweinprüfung und der Führung der Weinkartei unterrichtet sie noch Techniker, Küfer sowie Weinerlebnisführer über das Weinrecht. „Die Vielfalt meiner Aufgaben macht Spaß“, lacht die scheinbar immer fröhliche Magdalena. Beim Wein musste sie sich selbst etwas umstellen. „Ich bin mit Riesling groß geworden“, berichtet der blonde Wirbelwind. „Hier lernte ich den Rotwein, vor allem den Lemberger, lieben. Auch mit dem individuell im Holzfass ausgebauten Trollinger habe ich Freundschaft geschlossen. So regionale Spezialitäten muss man fördern.“ (r.knoll)
Quelle: Yoopress
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Mittwoch, 31. Juli 2013

Château Latour übernimmt Araujo Estate im Napa Valley

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Daphne und Bart Araujo haben ihr Lebenswerk, das renommierte Weingut Araujo Estate, verkauft (Foto: Araujo Estate)
FRANKREICH (Bordeaux) – Francois Pinault, Inhaber von Château Latour, hat die im kalifornischen Napa Valley gelegene Araujo Estate gekauft. Damit herrscht der französische Milliardär zusammen mit seinem Sohn Francois-Henri neben Château Latour in Pauillac, Château Grillet im nördlichen Rhône-Tal, Domain d´Eugenie im burgundischen Vosne-Romanée nun auch über einem Überseegut. Außerdem hat man noch große Weinbergsflächen, bestückt mit Chardonnay, in Le Montrachet und Batard-Montrachet im Eigentum.
Der Preis für den Kauf von Araujo Estate war nicht zu erfahren. Insider vermuten, dass Pinault mindestens 300.000 US-Dollar (rund 226.000 Euro) pro Hektar zahlen musste. Der Kauf beinhaltet die berühmten Eisele Vinyards mit Rebanlagen von 38 Hektar, das Weingut mit allen Gebäuden inklusiv der Kellerei sowie die vorhandenen Lagerbestände an Wein.
„Araujo Estate und sein Juwel, die einmaligen Eisele Vineyards, stehen für einzigartige Weine aus dem Napa Valley“, sagt Frederic Engerer, CEO der Pinault Weingruppe in einer Pressemitteilung. „Wir müssen uns vor Bart und Daphne Araujo und ihrer bahnbrechenden Vision, Engagement und Liebe zum Detail verneigen. Beide haben eines der renommiertesten Weingüter der Welt geschaffen.“
Das Ehepaar Bart und Daphne Araujo hatte die Eisele Vineyard, gelegen in Calistoga im nördlichen Napa Valley, im Jahr 1990 gekauft. Das Gut aus dem Gründungsjahr 1884 hatte sich bis dahin einen Namen mit seinen Cabernet Sauvignon Weinen gemacht. Nach dem Kauf engagierten die Araujos den französischen Weinberater Michel Rolland. Parallel stellte man auf biodynamische Weinbergsarbeit um, so wie es auch bei Château Latour in den letzten Jahren geschehen ist.
In einem Brief an die Mitarbeiter bringen die Araujos zum Ausdruck, dass die Familie Pinault die perfekten Käufer für außergewöhnliche Eisele Vinyards seien und das die bisherige Arbeit auch von den neuen Eigentümern gewürdigt werde. Die Familie Araujo wird noch bis 2014 auf dem Weingut bleiben und dabei helfen, den Übergang zu gestalten. Das restliche Team wird übernommen. (red.yoopress)
Quelle: Decanter/Yoopress

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