Freitag, 18. Juli 2014

Rotwein liebt auch Fisch

Eine viel zitierte und immer noch fast ausschließlich praktizierte Regel bei der Kombination von Wein und Speisen lautet: "Weißwein zu Fisch". Inzwischen weiß man jedoch, dass damit der Zugang zu neuen Genusskombinationen verschlossen bleibt, denn Fisch liebt auch Rotwein.

Diese Erkenntnis lässt sich mit vielen Rezepten nachvollziehen. Rotwein zu Fisch - eine viel versprechende Geschmacksallianz, die dem Genießer Pforten zu neuen Genusserlebnissen öffnet.
Natürlich behält die ursprüngliche Regel - Weißwein zu Fisch - nach wie vor ihre Gültigkeit. Jedoch ist die bislang praktizierte Ausschließlichkeit keineswegs gerechtfertigt. Auch wenn die oft filigranen Aromen von Süßwasserfischen, zubereitet in milder Sauce und mit leichtem Gemüse, einen zurückhaltenden Weißweinpartner bevorzugen, kann jeder nachvollziehen, dass gegrillte und mit herzhaftem Knoblauch zubereitete Scampis mit leicht gekühlten fruchtigen Rotweinen eine köstliche Marriage eingehen können. Kräuter und Gewürze verleihen den Krustentieren eine neue Aromenfülle, die beispielsweise mit einem leichten trockenen Portugieser oder Trollinger angemessen begleitet wird.
Fast ein Klassiker der Rotwein-und-Fisch-Kombination ist Thunfisch, der, seit die asiatische Kochkunst hierzulande so beliebt ist, in vielen Variationen unseren Gaumen erobert hat. Mit dezenter Schärfe gewürzt, harmoniert er ideal mit einem frisch-fruchtigen Spätburgunder, der mit seinen Noten von roten Früchten der geschmacklichen Fülle des kraftvollen Fisches viel entgegen zu setzen hat. Auch die klassische feine Fischküche bietet viel Raum für neue Spielarten mit Rotwein, findet Master-Sommelier Hendrik Thoma vom "Jacobs Restaurant" im Hamburger Hotel Louis C. Jacob. Wenn zum Beispiel ein gegrillter Wolfsbarsch mit einem saftigen Trollinger oder einem fruchtigen Spätburgunder offeriert wird, ist das ein Highlight für jede Tafel. Der aus dem Fernsehen bekannte Weinexperte ist einer der Befürworter der Liaison von Rotwein und Fisch nicht nur, um alte Wein-Regeln effektvoll zu brechen. Wer beim Weingenuss zu statisch denkt, verzichtet auf einen großen Teil des gemeinsamen Vergnügens.
Neue geschmackliche Synergien
Das Geheimnis einer gelungenen Wein- und Fisch-Komposition liegt im harmonischen Geschmackserlebnis, das sich ergibt, wenn sich die Aromen beider Komponenten vermählen und zusammen im Gaumen eine neue Fülle entstehen lassen. Je herzhafter der zubereitete Fisch, um so größer auch seine Sehnsucht nach einem delikaten Rotwein. Gegrillte oder in der Pfanne gebratene Meerestiere entwickeln, wie Fleisch auch, eigene Röstaromen, die aufs Angenehmste mit leichten fruchtigen Rotweinen harmonieren. Je intensiver die dabei verwendeten Aromen von Kräutern, Knoblauch oder auch Panaden, um so kräftiger darf der rote Tropfen dabei ausfallen. Die feine Frucht beispielsweise eines jungen fruchtigen Roten für Skeptiker mag der rote Einstieg mit Weißherbst leichter fallen zu kross gebratenem Zander mit Balsamicoschalotten und sommerlichem Gemüse serviert, bietet vollendete geschmackliche Synergie. Auch geräucherter Fisch, so die Empfehlung von Hendrik Thoma, bietet in Kombination mit einem Rotwein eindringliche Geschmackserlebnisse, beispielsweise geräucherter Lachs mit Spätburgunder!
Die fruchtige Fülle des Rotweines kommuniziert mit dem Fisch besonders gut, wenn man den Wein leicht gekühlt serviert. Die gemäßigte Temperatur bändigt die Fruchtaromen und gibt dem Wein die Frische, die man bei einem Begleiter zu herzhaften Fischgerichten sucht. Ob sommerliche Salatrezepte oder deftige Fischsuppen mit Kraft und Würze die deutschen Weine bieten für jeden Fischliebhaber den idealen Tropfen ob rot oder weiß!
Bunte Vielfalt: Rotwein zu Fisch
Mit den neuen Regeln Rotwein & Fisch eröffnen sich dem Genießer neue kulinarische Erlebniswelten. Folgende Tipps des Deutschen Weininstituts in Zusammenarbeit mit Master Sommelier Hendrik Thoma gewährleisten, dass die neuen Allianzen auch zum Genusserlebnis werden:
Die richtige Wahl beim Fisch
Mittelmeer oder Atlantikfische sind in der Regel geschmacksintensiver und bieten dem Rotwein ein adäquates geschmackliches Gegengewicht.
Fisch an der Gräte zubereitet (statt als ausgelöstes Fisch-Filet) ist herzhafter, saftiger und passt häufig besser zu Rotwein.
Vorsicht bei Krustentieren und Muschelgerichten. Der eiweißreiche leicht süßliche Geschmack wird in Verbindung mit Rotwein als eher störend empfunden. Ausnahmen: Gegrillte Scampis oder Hummer. Ein Tabu zum Rotwein jedoch ist unumstößlich: Roher Fisch, z.B. bei Sushi.
Der passende Wein
Frische junge Rotweine mit geringem Gerbstoffgehalt sind ideale Begleiter zu herzhaften Fischgerichten.
Je nach Zubereitungsart und Beilagen bilden Portugieser, Spätburgunder, Trollinger und Schwarzriesling die perfekten Begleiter.
Portugieser und Trollinger empfiehlt sich zu gebratenem oder gegrilltem Fisch mit frischen Kräutern, auch paniert.
Spätburgunder zu geräuchertem oder mariniertem Lachs, Lachsforelle oder anderem Räucherfisch.
Schwarzriesling mit seinen feinfruchtigen Noten harmoniert perfekt mit gebratenem Fisch mit ausgeprägtem Röstaroma (beispielsweise "Forelle Müllerin").

Frucht und dezente Fülle der Rotweine vertragen auch einen Hauch Restsüße, die die geschmacklich dennoch trockene Harmonie (beispielsweise bei den Classic-Weinen der deutschen Winzer) unterstützt.
Fruchtiger Rotwein empfiehlt sich leicht gekühlt auch zum Fisch( 15-17 °C). Die fruchtige Fülle lässt sich so leicht �bändigen� und harmoniert besser mit den Komponenten des Fischgerichts.

 
http://www.dein-eigener-wein.de

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