Samstag, 15. Dezember 2012

Eiswein ist gelesen - Weltklasse


Hattenheim - Bis Weihnachten sind es zwar noch ein paar Tage, aber auf dem Weinberg im Rheingau ist bereits Bescherung. Der Weiswein wird gelesen. Für die Winzer heißt das: Warm anziehen und raus in den Schnee.

Betriebsleiter Dirk Würtz hält in der Nacht zum Sonntag in Hattenheim am Rhein im Weinberg während der Eisweinlese zusammengefrorenen "Wein am Stiel" in der Hand. Das Weingut Ress hofft, rund 30 Liter des besonders wertvollen Tröpfchens abfüllen zu können.
FRANK RUMPENHORST/DPA
„Das ist perfekt, es kommt kein Saft raus, es ist eine homogene Masse“, sagt Dirk Würtz und kaut auf einer tiefgefrorenen Traube herum. Mit einem kräftigen Ruck reißt er in der Nacht zum zweiten Advent eine weitere frostbedeckte Folie an einem Weinstock auf und schaut hinein. Überall kleine, funkelnde Weintrauben. Geschenke von Väterchen Frost für Weinliebhaber auf der ganzen Welt.
„40 Liter würde ich hier heute gerne ernten“, sagt Würtz, Weinblogger aus Gau-Odernheim und Betriebsleiter des Weinguts Balthasar Ress in Hattenheim im Rheingau. Sein Atem steigt dampfend in die sternenklare hessische Nacht hinauf, als er sagt: „Die schaffen wir heute Nacht auf jeden Fall.“ Auch im benachbarten Rheinland-Pfalz wird in dieser Nacht fleißig geerntet.
Zusammen mit rund 15 Helfern ist Würtz kurz vor Mitternacht in den Schnee gezogen, um Trauben für Eiswein zu lesen. Dafür muss es für eine gewisse Zeit sieben Grad minus oder noch kälter sein. Werden die hartgefrorenen Trauben verarbeitet, entsteht ein besonders süßer Wein, da die wässrigen Anteile als Eis in der Kelter zurückbleiben. Der Wein hat dann einen höheren Anteil an Feststoffen - vor allem Zucker. Der Oechsle-Wert ist besonders hoch. Das Verfahren wurde vor rund 180 Jahren durch Zufall entdeckt, als gefrorene Trauben als Viehfutter herhalten mussten.
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Eiswein ist ein begehrter Tropfen, der allerdings für die Winzer auch ein Risiko bedeutet: Sie spekulieren auf knackigen Frost. „Es gibt auch Jahrgänge, in denen wir die Trauben einfach abbrechen mussten“, sagt Christian Ress, Inhaber des Weinguts. Im milden Winter 2011 ist ihm das passiert. Es wurde nicht kalt genug. Ress hatte die Wette auf das Wetter verloren und seine schönen Trauben einem Wein geopfert, der nie getrunken wurde.

Anders Anfang Dezember 2012. Bereist gegen 18 Uhr war das Thermometer auf minus sieben Grad gefallen. Kurz nach 20 Uhr war für Ress und seine Mitarbeiter klar: Heute oder nie. Sieben Zeilen hatten sie für den Eiswein stehen gelassen.
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