Montag, 22. Oktober 2012

Château d'Yquem

Es gibt Namen in der Welt der Weine, die haben einen so überwältigenden Klang, dass man weiche Knie bekommt, wenn man sie hört. Einer davon ist ohne Zweifel Château d'Yquem, seit mehr als 200 Jahren die Ikone des Sauternes. Jeder, der auch nur einmal diesen legendären Premier Cru Supérieur verkosten durfte, ist danach für alle Zeiten verzaubert. Faszinierend auch die unschlagbare Lagerfähigkeit eines Château d'Yquem. Sie suchen einen Wein, der auch noch in 50, 60 oder 80 Jahren schmecken wird? Voilà, hier ist er!




Das Château d’Yquem [ʃaˈto diˈkɛm] ist eines der berühmtesten Weingüter der Erde, es produziert ausschließlich Weißweine, die zu den teuersten Weinen gehören. Bekannt ist es vor allem für seinen Süßwein.
Das Gut liegt in Sauternes, einer kleinen Ortschaft südöstlich von Bordeaux. Es ist das einzige Gut des Bordeaux, das anlässlich der Klassifikation von 1855 einen offiziellen Status als Premier Grand Cru Classé Supérieur genießt.
Das 100 ha große Weingut war Jahrhunderte im privaten Besitz der Familie Lur Saluces. Der Urahne sei ein „Kind der Liebe“ eines der Sonnenkönige von Versailles gewesen. Der heutige Graf Lur Saluces verkaufte das Gut 1996 an den Luxusgüter-Konzern LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy), verblieb zunächst im Angestelltenrang eines Directeur General und wurde 2004 pensioniert. Er wurde durch Herrn Lurton ersetzt, der vormals auf Château Cheval Blanc, einem der besten Saint-Émilion-Weingüter, verantwortlich zeichnete.
Die Arbeit auf Yquem kennt einige Besonderheiten und Unterschiede zu anderen Weingütern:
  • Die Lese geschieht mehrfach auf denselben Feldern: man erntet ein Feld nicht nach mittlerer Reife ab, man erntet auch nicht Trauben als Ganzes, sondern selektiert bei der Ernte in mehreren (bis zu zehn) Lesegängen aus den Trauben die einzelnen Beeren heraus, die gerade den richtigen Reifegrad haben.
  • Yquem bringt in schlechten Jahren, wenn das Wetter nicht genügend mitspielte, gar keinen Grand Vin, den „großen“ Süßwein unter dem Namen Château d’Yquem heraus. Die Weintrauben werden dann an andere Güter oder Händler verkauft, oder sie stehen dem trockenen Weißwein „Y“ (gesprochen Igrek) zur Verfügung. Bestimmte Jahrgänge von Yquem-Weinen gibt es daher gar nicht. Das Gut verzichtet dann – bei fortlaufenden Kosten – auf viele Millionen Euro Verkaufserlöse, weil man nicht will, dass ein Wein in den Handel gelangt, der den eigenen hohen Erwartungen und denen der Kundschaft nicht entspricht. Im 20. Jahrhundert geschah dies immerhin neun mal (1910, 1915, 1930, 1951, 1952, 1964, 1972, 1974, 1992).
  • Yquem belässt den jungen Wein zur Fassreife vier Jahre lang in den Barriques, den Eichenfässern von 225 Litern, ein Jahr mehr als alle anderen Sauternes-Güter, und doppelt so lange wie die hochwertigen Rotweingüter dies tun, bevor die Weine auf Flaschen abgefüllt werden und in den Verkauf gelangen.
Yquem hat eine nachgerade fanatische Qualitäts-Philosophie. Dementsprechend extrem aufwendig wird gearbeitet, und dementsprechend teuer ist der Wein. Pro Hektar werden nur 1250 Flaschen produziert, dies entspricht einem Ertrag von knapp 9–10 hl/ha. Aufgrund der hochwertigen Arbeit und aufgrund der besonderen Eigenschaften dieser Weine sind sie äußerst lange haltbar; selbst weit über hundert Jahre alte Flaschen versprechen hohen Genuss.
Im Jahr 2008 schlossen sich neben Château d’Yquem noch 16 Weingüter des Bordeaux, darunter so namhafte wie Château Suduiraut, Château Olivier und Château La Tour Blanche, in einem Gemeinschaftsprojekt zusammen, mit dem Ziel, bei knapper werdendem Rebmaterial eigene Klone der Rebsorte Sémillon nachzuziehen.
Einen großen Schub erhielt Bordeaux im Jahr 1152: Durch die Heirat von Henry Plantagenet, des späteren Königs Heinrich II. von England, mit Eleonore, der Erbin von Aquitanien, geriet ein großer Teil Westfrankreichs unter britische Herrschaft. Das befestigte Anwesen, das das Tal des Ciron dominiert, gehörte damit ab dem 12. Jahrhundert den Engländern.
Mit dem Ende der dritten Phase des Hundertjährigen Krieges im Jahr 1453 kam die Region um Bordeaux wieder unter die Kontrolle der französischen Krone. 140 Jahre später pachtete Jacques de Sauvage das Anwesen durch einen Vertrag vom 8. Dezember 1593. Er erweiterte zu Ende des 16. und zu Anfang des 17. Jahrhunderts das Gutsgebäude durch das Anlegen einer Kapelle sowie den Anbau eines Nordflügels. Die Familie Sauvage legte den Grundstein des guten Rufs des Weinguts. In den Adelsstand erhoben, erwarb Leon de Sauvage das Gut im Jahr 1711 definitiv. Erst durch die Heirat seiner Enkelin Françoise-Josèphe Sauvage (1768 – 1851) mit Louis Amédée de Lur-Saluces (1761 – 1788) am 6. Juni 1785 kam das Weingut in den Besitz der Familie Lur-Saluces. Die Familie Lur-Saluces war durch eine Eisenschmiede in der Gemeinde Uza zu Reichtum gekommen.
Als Louis Amédée an den Folgen eines Reitunfalls starb, leitete seine Witwe das Weingut einige Jahrzehnte. Während der Französischen Revolution wurde sie zwar zweimal inhaftiert, konnte das Gut aber im Gegensatz vieler anderer Weingüter des Bordelais in Familienbesitz halten. In einem Schreiben vom Mai 1787 bescheinigt Thomas Jefferson den Weinen den Rang eines erstklassigen Sauternes.
Als ihr Sohn Antoine Marie Henry Amédée de Lur-Saluces (1786 – 1823) im Jahr 1807 Marie Geneviève Françoise Joséphine de Filhot heiratete, brachte diese die Weingüter Château Filhot und Château Coutet in die Ehe ein. Im Jahr 1826 ließ Françoise-Josèphe einen Fasskeller anlegen und konzentrierte die Aktivitäten des Guts auf den Weinbau. Nach ihrem Tod im Jahr 1851 übernahm ihr Enkel Romain Bertrand de Lur-Saluces die Geschicke von Château d’Yquem.

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