Montag, 21. April 2014

Was wirklich im Aldi-Wein für 1,99 Euro steckt

Nicht kleine beschauliche Weingüter, sondern international agierende Großkellereien dominieren das Geschäft mit dem billigen Wein vom Discounter. Das hat unerwartete Folgen für die Qualität.              

Der Wein von Fritz Keller fällt im Aldi-Regal sofort ins Auge. Zum einen prangt das Konterfei des Topwinzers auf einem kleinen weißen Anhänger am Hals der dunklen Flaschen. Zum anderen ist der Spätburgunder QbA der Edition Fritz Keller mit 5,99 Euro einer der teuersten Tropfen im Sortiment von Aldi Süd.
Insgesamt 47 Weine bietet der Discounter in einer Düsseldorfer Innenstadtfiliale an. Gerade mal vier davon kosten mehr als fünf Euro. Zwei Drittel sind sogar für weniger als drei Euro zu haben. Trotzdem sei der Wein durchaus trinkbar, sagen Experten. Und sowohl der Händler als auch die Hersteller verdienen mit dem Billigwein noch Geld.
Um zu verstehen, wie das bei einem 1,99-Euro-Wein funktioniert, ist ein Blick hinter die Kulissen des deutschen Weinmarkts nötig. Der nämlich hat mit der romantischen Vorstellung von kleinen Weingütern, die ihre Trauben von Hand ernten, ihre Spezialitäten anschließend in Holzfässern reifen lassen und den Wein am Ende ab Hof verkaufen, allenfalls noch am Rande etwas zu tun.
Dominiert wird das Geschäft von großen Kellereien mit teils dreistelligen Millionenumsätzen. Diese Weinfabriken decken die riesige Nachfrage von Supermärkten und Discountern, die hierzulande inzwischen drei von vier Weinflaschen verkaufen. Ihr größter Kunde – und damit der wichtigste Weinlieferant der Deutschen – heißt schon seit vielen Jahren Aldi.
 
Gut 160 Betriebe zählt der Bundesverband der Deutschen Weinkellereien. Die meisten davon stehen in Rheinland-Pfalz, allein sieben der zehn größten Kellereien haben dort ihren Sitz.
Schätzungen zufolge verarbeiten die Weinfabriken gut die Hälfte des verfügbaren Weins aus deutschem Anbau und darüber hinaus etliche Millionen Liter aus dem Ausland. Es sind riesige Mengen im Umlauf. Der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) zufolge wurden im vergangenen Jahr weltweit 281 Millionen Hektoliter produziert. 40 Prozent davon werden als Fasswein gehandelt, Tendenz steigend.
Die mit Abstand größte Kellerei hierzulande ist Peter Mertes. 250 Millionen Flaschen produziert das Familienunternehmen aus dem beschaulichen Mosel-Örtchen Bernkastel-Kues pro Jahr. Hinzu kommen Tetrapaks, sogenannte Bag-in-Box-Kanister zum Selbstzapfen auf Partys und Grillfesten und Perlwein in Dosen.
Mertes ist einer der größten Weinhersteller in Europa. In Deutschland hat praktisch jeder Lebensmittelhändler Abfüllungen der Moselaner in seinen Regalen, angefangen bei Aldi und Lidl bis hin zu Rewe und Metro. International gehören darüber hinaus Branchenriesen wie Carrefour, Tesco oder Wal-Mart zu den Mertes-Kunden.

Nach einem Monat ist der Wein schon fertig


Auch für die Auslandsfilialen der deutschen Händler ist Peter Mertes oft der Hauptlieferant. Beispielsweise für Aldi in den USA. Warum? "Der Lebensmittelhandel braucht standardisierte und ständig verfügbare Ware", sagt Michael Willkomm, Seniorchef des Unternehmens Mertes mit zuletzt rund 330 Millionen Euro Umsatz. "Und wir können sie liefern."
 
 
 
 
 

Weinkaufführer Supermarkt: Einkaufsführer und Informationsquelle rund um den Kauf von Wein im Supermarkt

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