Freitag, 9. August 2013

Gutedel

Der Gutedel, der in der Schweiz und Frankreich Chasselas heißt, ist die meistangebaute Rebsorte der Schweiz und im Markgräflerland.

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Der Wein ist oft ein leichter, süffiger, frischer, fruchtbetonter und anregender Weißwein von blassgelber Farbe, der überwiegend trocken – das heißt nicht süß - ausgebaut wird. Er eignet sich als Begleiter zum Essen, beispielsweise zu Spargelgerichten, aber auch als Zechwein.
Bei besten Bedingungen, altem Rebbestand und entsprechender Sorgfalt in Weinbau und Weinbereitung können aus dem Gutedel allerdings auch weit anspruchsvollere Weine entstehen: Mit gelegentlich beeindruckender Mineralität und einer schönen Balance von Frucht und Struktur, vom Grundprinzip einem besseren Weißwein aus dem Burgund nicht unähnlich. Dabei unterscheiden sich die Weine der Westschweiz (Chablais, Dézaley etc.) von denen Badens gelegentlich noch durch den sogenannten biologischen Säureabbau(Malolaktische Gärung), der sie gegenüber den deutschen Vertretern "milder" erscheinen lässt.
Die Trauben des Roten Gutedels ergeben bei einer Maischegärung einen Roséwein, der sich aber ansonsten nicht vom Weißwein unterscheidet.
Datei:Roter Gutedel Lehrensteinsfeld 20080928.jpg


Der Gutedel gilt als eine der ältesten Rebsorten. Es wird häufig kolportiert, der Gutedel solle seinen Ursprung in Ägypten haben, wo er seit rund 5000 Jahren angebaut werde. Mehrere Formen des Gutedels seien noch heute in der Oase Fayyum, rund 70 Kilometer südwestlich von Kairo zu finden. Die Römer sollen die Rebsorte dann nach Europa gebracht haben.
Eine andere Interpretation legt den Ursprung der Rebsorte innerhalb der Region Palästina in das Tal des Jordan.
Die These eines Ursprungs in Ägypten stammt vom französischen Ampelographen Adrien Berget, der die Rebsorte im Jahr 1932 dort wiedererkannt zu haben glaubte. Diese These wurde später von Henry Wuilloud (1947) verteidigt. Erst später entstand die Behauptung, die Sorte sei in Fayyum seit 5000 Jahren bekannt.
Aber die Bepflanzung der königlichen Gärten von Fontainebleau und Thomery boten Anlass für viele Spekulationen. So behauptet Vicomte d'Aulan nach Durchsicht von Unterlagen der französischen Botschaft in Konstantinopel, ein französischer Diplomat im Dienste von König Franz I.habe Gutedel-Sämlinge im Jahr 1532 nach Frankreich importiert. Diese Unterlagen wurden jedoch bislang nicht mehr aufgefunden. Zudem scheint die Rolle von Franz I. bei der Verbreitung des Gutedels verfälscht, da die Rebpflanzungen in den königlichen Gewächshäuser erst im späten 17. Jahrhundert angelegt wurden.
Eine umfangreiche DNA-Analyse konnte einen Hinweis auf eine Verwandtschaft mit Rebsorten aus Ägypten bzw. Palästina nicht finden. Gutedel sei hingegen mit autochthonen Rebsorten des Alpenraums im Osten Frankreichs, der Schweiz sowie dem Norden Italiens verwandt.
Marcel Aeberhard vermutet, dass der Gutedel unter den Namen Gross Fränkisch, Edeldrauben bzw. Lautterdrauben im 1539 erschienenen Das Kreütter Buch, Darinn Underscheidt, Namen vnnd Würckung der Kreutter, Stauden, Hecken vnnd Beumen, sampt jhren Früchten, so inn Deutschen Landen wachsen Durch H. Hieronymum Bock auss langwiriger vnd gewisser erfarung beschrieben des pfälzischen Botanikers Hieronymus Bock erwähnt wird Aeberhard begründet dies damit, dass:
  • der Name Edel später im heute geläufigen Gutedel aufging. Der Name Gutedel wird in der 1650 posthum erschienenen Historia Plantarum Universalis des Basler Arztes und Botanikers Johann Bauhin (1541-1612) erwähnt.
  • der Name Lautterdrauben finde sich noch in den bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts geläufigen Synonymen Luter, Wyssluter sowie Gutluter wieder.
Die Bezeichnung Chasselas lässt sich bis auf das Jahr 1654 zurückverfolgen. Nicolas de Bonnefons erwähnt diese Sorte in seinem Werk Les délices de la campagne. Es erscheint als gesichert, dass der Name Chasselas im direkten Zusammenhang mit dem Ort Chasselas steht, wo Sämlinge angebaut wurden.
Unter dem Namen Fendant finden sich Einträge ab dem frühen 18. Jahrhundert; zunächst im Waadtland und erst später im Wallis. Eine größere Verbreitung im Wallis erfuhr die Sorte erst ab 1848.

Verbreitung in Deutschland


Belege für seine Nutzung auf deutschem Boden stammen aus der Zeit zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Der Gutedel wurde zuerst in Württemberg und Franken angepflanzt, ein Jahrhundert später in Sachsen.
Eine größere Verbreitung innerhalb Deutschlands erfuhr der Gutedel erst durch die Aktivitäten des Markgrafen Karl Friedrich von Baden, der 1780 aus Vevey, einer bekannten Weinbaugemeinde am Genfersee, Pflanzgut in die Gegend südlich von Freiburg, dem heutigen Markgräflerland einführte.

Kreuzungen und Neuzüchtungen


Aufgrund seiner frühen Reife und seiner Qualitäten wurde Gutedel gerne als Kreuzungspartner genutzt.
Muskat-Ottonel ist eine Kreuzung aus Gutedel und entweder Muscat précoce de Saumur, Muscat d'Eisenstadt oder Roter Muskateller.
Im Jahr 1927 entstand an der Landesanstalt für Rebenzüchtung in Alzey durch Georg Scheu die Rebsorte Huxelrebe als Kreuzung aus dem Gutedel x Courtillier Musqué.
Nobling ist eine Neuzüchtung, die durch Kreuzung der Rebsorten Gutedel und Silvaner im Jahr 1940 im staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg im Breisgau entstanden ist.
Ab 1968 züchtete man am gleichen Institut die Rebsorte Johanniter als Kreuzung zwischen Riesling x (Seyve Villard 12-481 x (Ruländer x Gutedel)).
Bis vor Kurzem war angenommen worden, dass die Sorte Madeleine Royale ein Sämling des Gutedels ist. Neuere Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass die Madeleine Royale eine Kreuzung des Pinot und Trollinger ist.

Probiertipp

Martin Wassmer Markgräfler Gutedel 2011


Martin Wassmer Markgräfler Gutedel 2011

Der fast weiße Martin Wassmer Markgräfler Gutedel duftet intensiv nach süßen Aprikosen und Mirabellen. Seine Struktur ist leichtfüßg, schlank und frisch. Die Komplexität, die der Weißwein trotzdem vorweist, ist vor allem von einem dichten Apfelduft geprägt.

Am Gaumen wirken besonders Zitrusfrüchte und eine grasige Note. Die knackige Mineralität verbindet sich schön mit der Säure, wirkt zwischenzeitlich sehr anspruchsvoll, geht aber schnell wieder ein harmonisches Spiel mit der vollen Fruchtkraft ein.

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