Donnerstag, 23. Januar 2014

Berühmte Weinmacher ( Önologen ): Michel Rolland

Michel Rolland (* 24. Dezember 1947 in Libourne) ist ein französischer Önologe. Er berät weit über 100 bedeutende Weingüter in 13 Ländern, die meisten davon in Bordeaux. Der von ihm vertretene Stil - konzentrierte Rotweine aus hochreifem Lesegut, reichlicher Einsatz neuen Holzes - übt weltweit großen Einfluss aus.
Michel Rolland stammt aus einer in Pomerol ansässigen Winzerfamilie. Das heute von ihm geführte Weingut Château Le Bon Pasteur gehörte bereits seinem Großvater. Nach einer Ausbildung an der Weinbauschule von Château La Tour Blanche studierte er bis 1972 Önologie an der Université Bordeaux II. Damals lehrten dort Pierre Sudraut, Pascal und Jean Ribéreau-Gayon sowie Émile Peynaud. Rolland wurde von ihnen stark beeinflusst, er sieht sie als die „Väter der modernen Önologie“ an. 1973 stieg Michel Rolland zusammen mit seiner Frau Dany, ebenfalls Önologin, in ein Analyselabor in Libourne ein. 1976 erwarb er es vollständig. Seine ersten Meriten erwarb er sich als Önologe auf dem „Rechten Ufer“ des Bordelais, wo er seinen Ruf als herausragender Weinmacher begründete. Rollands weltweiter Aufstieg vollzog sich parallel zum Erfolg der Bücher des amerikanischen Weinkritikers Robert Parker, mit dem er seit Beginn der 1980er Jahre befreundet ist. Der Erfolg des von Michel Rolland propagierten Weinstils machte ihn im Laufe der Jahre ebenso zum gefragten Berater führender Châteaux wie zum Geburtshelfer gefeierter Garagenweine. Heute gilt er als Prototyp des Flying Winemakers, des in der Welt umherfliegenden Weinbauberaters.
Zu seinen ersten Kunden zählten die Châteaux L'Angélus, Beauséjour-Bécot und Troplong Mondot, denen später nicht zuletzt aufgrund seiner Arbeit der Aufstieg bzw. Wiederaufstieg in die Spitzenklasse der Premiers Grand Crus Classés von Saint-Émilion gelang. Schwieriger gestaltete sich die Zusammenarbeit mit den Châteaux Canon und La Gaffelière, die ihm zwischenzeitlich aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über die Weinstile kündigten. Heute zählen sie aber wieder zu seinen Kunden.

Der Weinstil von Michel Rolland

Dem Rollandschen Stil der Vinifikation kommen zweifellos die vom Merlot geprägten Weine vom rechten Ufer der Dordogne (Saint-Émilion, Pomerol) entgegen. Sein Ziel ist die Produktion vollmundiger, geschmeidiger und harmonischer Weine. Diese Ziele schließen Langlebigkeit und Verbesserungspotenzial im Keller keineswegs aus, wie seine eigenen Weine beweisen. Selbst ein Bon Pasteur oder Rolland-Maillet aus einem kleinen Jahrgang wie 1993 benötigten über ein Jahrzehnt zur vollen Entfaltung. Er ist - anders als im Film Mondovino von Jonathan Nossiter dargestellt - kein unbedingter Verfechter der Mikrooxigenation.
In einer vergleichenden Degustation der Revue de Vin de France stellten sich folgende Gemeinsamkeiten der von Michel Rolland vinifizierten Gewächse des Jahrgangs 2002 heraus:
tiefe Farbe
sehr reife, teils sogar überreife Frucht
starke Extraktion
markanter Holzton mit Röst- und Vanillenoten
eher niedrige Säurewerte
eine durch Alkoholgehalt und Holz hervorgerufene Süßeempfindung
Dennoch zeigten die verkosteten Weine eine breite Diversität. Von der ihm häufig vorgeworfenen Uniformierung kann keine Rede sein. Seine Philosophie besteht in der Tat darin, das Terroir zu respektieren und dessen Potenzial zu heben, indem die Erträge niedrig gehalten und die Trauben mit möglichst hoher Reife gelesen werden. Die Weine seiner eigenen Güter verkörperten den Stil von Michel Rolland in Reinkultur. Einige von ihm beratene Châteaux schienen hingegen etwas zu übertreiben und die Richtung bis ins Karikaturale zu übersteigern.

Das Duo Rolland-Parker

Mit seinem Stil trifft Michel Rolland die Vorlieben des weltweit einflussreichsten Weinkritikers Robert Parker. Dessen Favoriten in Bordeaux sind ohnehin die vom Merlot dominierten Weine von Pomerol. Daher ist es für ein Château ein sicheres Erfolgsrezept, Michel Rolland als Berater zu engagieren und dies öffentlich kundzutun. Hohe Parker-Punktzahlen und explodierende Verkaufspreise sind in der Regel der Lohn. Ein gutes Beispiel ist das ohnehin renommierte Château Pavie in Saint-Émilion, dessen Preise sich vervielfachten, nachdem der neue Besitzer Michel Rolland verpflichtete und der Jahrgang 1998 enthusiastische Bewertungen erhielt.
Unterstützt durch den Hebel der Preissetzungsmacht Parkerscher Bewertungen, ist der Einfluss von Michel Rolland auf die internationale Weinwelt sicher kaum zu unterschätzen. Ihn zu diabolisieren und als Protagonisten der weltweiten Wein-Uniformierung darzustellen, wie etwa im Film Mondovino von Jonathan Nossiter, erscheint aber nicht gerechtfertigt. Die Vielfältigkeit der unter seiner Ägide gemachten Weine beweist das Gegenteil. Mit seiner Ansicht, dass man Risiken eingehen müsse, um große Weine zu machen, setzt er vor allem diejenigen unter Druck, die sich auf ihren Lorbeeren ausruhen oder meinen, aufgrund ihres einzigartigen Terroirs über jede Konkurrenz erhaben zu sein.
 

Probiertipp

2010 Clos de los Siete Mendoza Michel Rolland
2010 Clos de los Siete Mendoza Michel Rolland
 
Französisch-argentinische Erfolgsgeschichte
Dichtes, kräftiges Rubinrot. Blaubeeren, Cassis und Orangenzeste im facettenreichen Bouquet, ergänzt durch schwarze Schokolade und einen Touch marokkanischer Minze. Elegant und weich fliessend am Gaumen, nebst viel schwarzer Beerenfrucht nun auch eine deutliche Würze, schwarzer Pfeffer, dann auch Lakritze und Kakaonoten; sehr sanfte, reife Tannine, insgesamt mit viel Temperament und Ausdruckskraft ausgestattet; langanhaltendes, sehr präzises Finale.
 
 
2010 Ribera del Duero DO Michel Rolland & Javier Galarreta
Guía Peñín 92/100
 
2010 Ribera del Duero DO Michel Rolland & Javier Galarreta
 

Michel Rolland und Javier Ruiz de Galarreta interpretieren Spanien neu

Undurchlässiges Purpur mit violettem Schimmer. Vielschichtiges Nasenbild mit viel blauer und schwarzer Frucht, Brombeeren, schwarzer Holunder und Cassisgelée, geröstetes Ruchbrot und Baumnussschokolade dahinter. Samtiger Gaumen mit kompakten Tanninen und malzigem Extrakt, viel Brombeeren auch in der Mitte, ein Charakterwein mit Finesse, die unverkennbare Handschrift von Michel Rolland, herrliche Waldbeerenfrucht und feine Lebkuchensüsse bis weit über das samtige Finale hinaus. Der Clos de los Siete aus Spanien.
 
 
 

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