Samstag, 21. Juni 2014

Weingut Blankenhorn: Neuer Eigentümer

Und wieder wechselt ein bekanntes deutsches Weingut den Besitzer. Nach Ottes und Lang im Rheingau sah sich jetzt Roy Blankenhorn aus dem südbadischen Schliengen mangels Klärung der Nachfolgerfrage zum Verkauf veranlasst. Zum 1. Juli 2014 übernimmt der gebürtige Kaiserstühler Martin Männer.
Drei Töchter hat die Winzerin, die 1994 von ihrem Vater den stattlichen Betrieb übernahm und auf gutem Kurs hielt. Roy Blankenhorn war die fünfte Generation im VDP-Gut, aber in der Familie fand sich keine Nachfolgerin. Mit dem Gedanken an den Verkauf ging sie schon eine Weile schwanger. Es gab, mit Unterstützung der spezialisierten Mainzer Vermittler Wine-Land, einige Kandidaten bis hin zur russischen Hotelkette. „Ich habe gründlich vorsortiert“, erzählt die Noch-Chefin. „Es musste jemand sein, zu dem ich unbedingtes Vertrauen habe.“
 
blankenhorn
Martin Männer war schließlich der Mann, der alle Voraussetzungen erfüllte. Der 40-Jährige wuchs in Bahlingen auf, ist Freiburger und betrieb hier als gelernten Jurist eine Kanzlei für Steuer- und Wirtschaftsrecht. Der Familienvater bezeichnet sich selbst als Genussmensch, Weinkenner, Naturliebhaber und bekennender Südbadener. Den Kontakt zum Wein bekam er am Kaiserstuhl. „Ich bin in einer Familie von Weinbauern und Hobbywinzern aufgewachsen.“ Spaß macht es ihm nach eigener Bekundung, mit der Natur zu leben. Er mag das Bodenständige, die Nähe zu den Menschen. „Dass ich jetzt meine Passion zur Profession und damit zur Berufung mache, ist eine logische Konsequenz.“
Er will das Traditionsgut (gegründet 1847 von Johann Blankenhorn) mit 25 Hektar Rebfläche weiter voran bringen. Die Sortenvielfalt ist nicht allzu groß. Gutedel, der klassische Markgräfler, dominiert mit einem Anteil von 30 Prozent vor dem wichtigen Spätburgunder (25 Prozent). Es folgen 15 Prozent Weißburgunder, 10 Prozent Grauburgunder, Riesling und Chardonnay sowie rote „Exoten“ wie Syrah, Cabernet Sauvignon und Merlot.
Der neue Eigentümer steckt sich hohe Ziele. „Ich will das Weingut zu einem Leuchtturm in Südbaden werden lassen“, verkündet er. Auf Spitzenprodukte will er besonderen Wert legen und Neues wagen. Derzeit wird der Betrieb im Gault Millau mit zwei Trauben (guter Betrieb) bewertet; es ist also noch Luft nach oben. Kontinuität ist bei den Mitarbeitern angesagt. Frank Schmid als Betriebsleiter und Kellermeister bleibt ebenso wie alle Stammkräfte. Roy (die eigentlich Rosemarie heißt) bleibt dem Gut als Beraterin und Begleiterin erhalten („ich werde auch weiter an der Messefront dabei sein und Gutedel und Burgunder ausschenken“). Sie freut sich auf ihren Nachfolger: „Ich bin Winzerin mit Leib und Seele. Die Befreiung von organisatorischen Aufgaben gibt mir die Möglichkeit, mich mehr als je zuvor dem Wein zu widmen. Ich kann mein ganzes Wissen weitergeben und mit Martin Männer an neuen Kreationen arbeiten.“ Der neue Chef selbst will sich weinbaulich über sein bisheriges Wissen hinaus fortbilden. (rudolf.knoll)
 
 

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